Europan Deutschland

E15: Standorte

E15: Bergische Kooperation

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: XL/L/S
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Einbetten - produktive Milieus
Standort: Hilden, Ratingen, Solingen und Wülfrath-Düssel
Einwohner: ~ 58.000, ~ 92.300, ~ 159.000, ~ 21.200
Betrachtungsräume: 16,7 ha, 91,9 ha, 42,5 ha, 48,42 ha
Projektgebiete: 2,8 ha, 43 ha, 20,7 ha, 12 ha
Standortvorschlag: Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH
Beteiligte Akteure: Hilden, Ratingen, Solingen and Wülfrath, Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH
Art der Beauftragung: Städtebaulicher Rahmenplan

Was kann der Standort in Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Der Kooperationsraum „Zwischen Rhein und Wupper“ will auf Grundlage des gemeinsamen Zukunftskonzeptes für das Pilotprojekt „ZukunftsQuartiere zwischen Rhein und Wupper“ regional und lokal beispielgebende Quartiersentwicklungen anstoßen, die die Möglichkeiten und Herausforderungen des technologischen und gesellschaftlichen Wandels konstruktiv aufnehmen. In diesem Rahmen stellen vier Städte aus dem Kooperationsraum – Hilden, Ratingen, Solingen und Wülfrath – eine gemeinsame Aufgabe für den Wettbewerb Europan 15. Ziel und Aufgabe ist es, konkrete räumliche Strategien und Bilder zu entwerfen und internationale Impulse für die Quartiersentwicklung in der Region zu erhalten.

Strategische Ziele

Die Standorte unterscheiden sich hinsichtlich Lage, Größe und Rahmenbedingungen von der Großstadt Solingen bis zum kleinen Ortsteil Düssel in der Stadt Wülfrath, von der Transformation ehemaliger Industriestandorte bis zur Neuentwicklung auf der „grünen Wiese“. Allen Standorten gemeinsam ist die Nähe zu bestehenden oder noch auszubauenden Haltepunkten des öffentlichen Verkehrs, die die unterschiedlichen Maßstabsebenen miteinander verbinden. Die gemeinsame Fragestellung soll im Wettbewerb für alle Standorte auf der strategischen Ebene beantwortet werden, um daraus nicht nur konkrete Lösungsansätze für den einzelnen Standort, sondern Qualitäten und Handlungsansätze für den gesamten Kooperationsraum ableiten zu können.

Standorte

1. Stadt Hilden – Unter Achtung des gründerzeitlichen Stadtgrundrisses soll ein Bebauungskonzept für ein Quartier zwischen Stadtzentrum und Bahnhof entwickelt werden, in dem neue Wohnformen und gewerbliche sowie freiberufliche Nutzungen nebeneinander entwickelt werden können.

2. Stadt Ratingen – Mit einem potenziellen S-Bahn-Haltepunkt am Projektstandort will die Stadt Ratingen eine großflächige Umstrukturierung einleiten. Das ausgewählte Planungsareal soll hier zukünftig als Bindeglied sowohl für die gute Integration des Haltepunktes als auch für die Vernetzung der Stadtbereiche West und der Kernstadt fungieren. Vor allem aber soll das Gebiet prototypisch das Miteinander und Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen ausloten. Dabei geht es weniger um einen reinen Abriss und Neubau, sondern vielmehr um einen prozesshaften Wandel im Stadtteil. Nicht durch Ablösung der Gebietskategorie, sondern durch Transformation sollen neue Verflechtungs- und Bedingungszusammenhänge von Arbeit und Wohnen, Freiraum und Mobilität erkundet werden.

3. Solingen-Wald – In Bezug auf eine Nachnutzung des ehemaligen Industriegeländes sind mehrere Szenarien vorstellbar – wobei die Umgebungsbebauung zu berücksichtigen ist, die u.a. durch Wohnbebauung geprägt wird. Vorstellbar seitens der Stadt ist aufgrund der zentralen Lage ein urbanes Quartier zum Wohnen und Arbeiten mit einem Nutzungsmix aus innovativem nicht störendem Gewerbe, Wohnen mit Wohnformen für Jung und Alt, Dienstleistungen und weiteren ergänzenden Nutzungen sowie einem attraktiven öffentlichen Raum mit hohen Aufenthaltsqualitäten und Spielmöglichkeiten für Kinder. Erwartet wird im Ergebnis ein urbanes Quartier mit einer hohen städtebaulichen und architektonischen Qualität. Die Themenbereiche „Ökologische Ressourcen“, „Neue Mobilität“ und „Fairness“ sind auch zentrale Themen der Solinger Nachhaltigkeitsstrategie. Daher kann und sollte das Quartier zu einem Vorzeigeprojekt der nachhaltigen Stadtentwicklung in Solingen und der Region werden!

4. Wülfrath – Es soll ein neues Siedlungsgebiet entwickelt werden, bei dem die Einzigartigkeit und besondere, gewachsene soziale und baukulturelle Qualität des Ortes bewahrt wird. Düssel soll ein lebendiger Ort sein, in dem Wohnen, Arbeiten und Freizeit miteinander stattfinden können. Eine besondere Herausforderung besteht somit darin, die neuen Siedlungsflächen behutsam mit den bestehenden, zum Teil historischen Strukturen des Ortsteils zu verbinden. Mit den neuen Wohnflächen sollen nicht nur Schlafstätten für Menschen bereitgestellt werden, die in Düsseldorf, Wuppertal oder Essen arbeiten, sondern auch neue Formen des dezentralen Arbeitens angeboten werden, neue Mobilitätskonzepte für einen lebenswerten, verkehrsberuhigten Straßenraum entstehen und das hohe Potenzial für eine energieeffiziente Bauweise der Wohngebäude genutzt werden.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Die gesamte Region ist bekannt für ihre industrielle Tradition (Metall, Klingenproduktion, Textil, Werkzeuge, Maschinen, Automobil und chemische Industrie). In der momentanen wirtschaftlichen Situation wird ein thematischer Wandel der Industrien hin zur Digitalisierung und künstlichen Intelligenz angestrebt. Die vorhandene Wirtschaftskraft wird hauptsächlich durch kleine und mittelgroße Firmen aus dem produzierenden Bereich geprägt. Der Dienstleistungssektor wächst langsam in den letzten Jahren.

Alle vier Standorte haben unterschiedliche Rahmenbedingungen. Die Stadt Hilden hat in den letzten Jahren den Strukturwandel von der Textil- und Metallindustrie hin zu einer Dienstleistungs- und Einkaufsstadt geschafft. Die Stadt Ratingen liegt sehr nah an der Metropole Düsseldorf und ist verkehrlich sehr gut angebunden. Mit der hohen Zahl an Naturschutzgebieten bietet sie ein sehr gutes Wohnumfeld. Solingen ist bekannt für die Klingenproduktion und in Wülfrath stehen die größten Kalksteinbrüche Europas.

Alle Standorte haben oder liegen an geplanten Stadtbahnhaltestellen. Darum wird hier die Chance geboten, Wohnen, Arbeiten, digitale Produktion und Freizeitaktivitäten mit einer sehr guten verkehrlichen Anbindung zu kombinieren. Das Ziel sollte es sein, Siedlungen zu schaffen, die durchmischt und somit auch über den ganzen Tag hinweg belebt sind.

E15: Selb

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: L
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Nähe schaffen – Schnittstellen und kurze Zyklen
Standort: Selb, Bahnhofsareal
Einwohner: ~ 16.000
Betrachtungsraum: 65,7 ha
Projektgebiet: 6,6 ha
Standortvorschlag: Selb
Beteiligte Akteure: Selb
Art der Beauftragung: abhängig von der Qualität der Ergebnisse kann es zu einer Beauftragung für einen Städtebauentwurf kommen

Was kann der Standort in Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Südwestlich des Bahnhofsareals produziert ein lokaler Mittelständler, der in den letzten Jahren seine Produktionskapazitäten und die Zahl der Beschäftigten stetig erweitern konnte. Am Bahnhofsvorplatz sowie der Bahnhofstraße befinden sich mit Restaurants, Handelsunternehmen und einer Tankstelle bereits mehrere Unternehmen in der Umgebung. Jedoch hat der Standort aktuell noch das Problem erheblicher Defizite hinsichtlich der städtebaulichen Situation und des Sortiments. Ziel ist es daher, das innenstadtnahe Bahnhofsumfeld durch umfassende städtebauliche Maßnahmen wie Sanierung des öffentlichen Raumes und Neubebauung mit hochwertigen Gebäudeensembles zu einem attraktiveren Ort für Wohnen und Arbeiten zu machen.

Strategische Ziele

Durch eine Revitalisierung der innerstädtischen Brachfläche und mit der Verbesserung der städtebaulichen Situation im direkten Bahnhofsumfeld soll ein Beitrag zur Innenentwicklung geleistet werden. Selb hat ebenso wie die gesamte Region einen strukturellen Mangel an guten und individuell gestaltbarem Wohnraum, insbesondere im Mietwohnungssektor. Zudem gibt es nur sehr eingeschränkte innerstädtische Flächenpotenziale für den Mehrfamilienhausneubau. Daher ist eine, zumindest teilweise, Neubebauung der Fläche mit Mehrfamilienhäusern oder Stadthäusern besonders wünschenswert. Eine Nutzungsmischung mit nicht störendem Gewerbe ist an dieser Stelle unter Berücksichtigung des kleinstädtischen Charakters des Ortes ausdrücklich gewünscht. Das dann neu gestaltete Bahnhofsviertel soll verkehrlich optimal an die verschiedenen Stadtquartiere angebunden werden.

Standort

Das Areal befindet sich etwa 400 Meter nördlich des Stadtzentrums. Neben der Güterhalle steht auch das gründerzeitliche Bahnhofsgebäude heute weitgehend leer und beeinträchtigt das Stadtbild an prominenter Stelle negativ. Das ca. 4,5 ha große, engere Bahnhofsumfeld hat seine historische Bedeutung durch die drastische Abnahme des Bahnverkehrs in Selb weitgehend verloren, es liegen erhebliche Funktionsdefizite vor. Weite Teile des Areals liegen brach. Vor dem Bahnhofsgebäude liegen der Goetheplatz und die daran anschließende Bahnhofstraße, die ebenso von erheblichen städtebaulichen und funktionalen Missständen geprägt sind. Der südlich daran anschließende Goethepark wird in seiner bisherigen Form kaum angenommen und ist damit planerisch komplett neu zu überdenken.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Die traditionsreiche Porzellanindustrie in Selb hatte ihre zahlreichen Produktionsstandorte von Anfang inmitten der Stadt. Auch viele der wieder prosperierenden Mittelständler produzieren, forschen und verwalten auf sehr gut eingebetteten, kernstädtischen Grundstücken und prägen das industrielle Bild der Stadt bis heute. Auslagerungen von Produktionsanlagen an den Stadtrand und die Trennung von Wohnen und Arbeiten sind dagegen in Selb Phänomene der jüngsten Vergangenheit und beschränken sich auf wenige Fallbeispiele im Westen der Stadt entlang der Autobahn 93. Die Stadt Selb möchte daher mit einer Stärkung des zentralen Bahnhofsareals und seines engeren Umfeldes als Ort von Wohnen und Arbeiten an die Tradition der innerstädtischen Produktion anknüpfen. In Selb gibt es aktuell kaum noch integrierte Gewerbeflächen für räumliche Erweiterungen oder Neuansiedlungen. Auch attraktive innerstädtische Orte für kleinteilige Dienstleister und Kreative findet man in Selb bisher kaum. Die Stadt Selb möchte daher das bisher ungenutzte Potenzial seines brachliegenden Bahnhofsviertels heben. Durch die Nutzungsmischung von Wohnen, Dienstleistungen und produzierendem Gewerbe soll diesem Raum ein modernes und urbanes Flair eingehaucht werden, das jedoch gleichzeitig durch gestalterische Elemente die für die Industriegeschichte der Stadt so bedeutsame Eisenbahntradition am Standort aufgreift. Langfristig soll sich das Bahnhofsareal durch städtebauliche Impulse mit der Innenstadt und dem neuen Outlet Center zur attraktiven neuen Mitte von Selb verbinden.